Willkommen in der Elsa
- Elias
- 29. Mai 2016
- 3 Min. Lesezeit

Ein Lichtstrahl schimmert durch das Halbdunkel. Es riecht nach abgestandenem Bier und Schweißfüßen. Einer von den Jungs schnarcht ziemlich entnervend vor sich hin. Ich liege immer noch ziemlich betrunken auf dem harten Holzboden einer WG irgendwo in Mainz. Mit mir tummeln sich noch fünf andere in dem stickigen Raum. Der kollektive Kater verpestet die Luft.
Im Schlafzimmer Eigentlich wollte ich gestern nur vorbeikommen, um ein Porträt für den Blog zu machen. Dummerweise hatte gestern aber auch Max (Der Typ in der Unterhose) Geburtstag. Das hieß viele andere Leute in der Wohnung und zu viel Schnaps in der Birne. Jetzt liege ich hier und bemitleide mich selbst. Gemeinsam mit dem gefühlten Dutzend der anderen, die es sich in der WG gemütlich gemacht haben. Irgendwie scheint aber genau so etwas typisch für die „Elsa“, wie die WG genannt wird. Ein wenig Chaos, ein wenig schmutzig, aber viel Spaß. Max, Leon und Lucas genießen ihr Studentenleben. Mit allem was dazugehört. Sie kennen sich schon seit ihrer Schulzeit und sind vor fast zwei Jahren zusammengezogen. „Max war im Gymnasium praktisch mein Untergebener.“, erinnert sich Leon. Er war der Tutor des seit gestern 22-Jährigen Max. Seitdem sind sie befreundet, vielleicht sogar ein wenig mehr. In der Küche Wir haben uns inzwischen in die Küche geschleppt. Während Max’ Freundin anfängt aufzuräumen versucht er selbst das gemeinsame Leben zu erklären. „Wir leben eigentlich wie in einer Liebesbeziehung oder eine Familie“, setzt er an. „Es ist definitiv eine Liebesbeziehung“, vollendet Leon. „Wir sind eigentlich ne Kommune, bloß ohne den Sex.“ Aber was nicht ist kann ja noch werden.

Leon (mitte) ist nicht aus der Ruhe zu bringen
Im Moment ist hier aber wohl niemandem nach Sex zumute. Der dritte Kaffe bringt allmählich meinen Lebenswillen zurück. Aber wenn ich mich so umsehe, hat es schon ein wenig von the Walking Dead. Es sollte dringend aufgeräumt werden. Es hat bloß wirklich niemand Lust.
„Das ist hier nichts neues“, sagt Leon augenzwinkernd. „Aber seit wir die Lady plus hier haben, waschen wir ab und zu auch etwas anderes, als uns selbst.“ Die Lady-Plus ist die uralte Spülmaschine vor mir, welche darauf wartet eingeräumt zu werden. Immerhin hat es jemand geschafft die Luke zu öffnen. „Aber gerade wegen so Sachen wie putzen oder sowas machen wir uns keinen Streß“, erklärt Leon weiter. „Wir haben eigentlich überhaupt keinen Streß“, stellt Max klar. Mir fällt auf, das Lucas fehlt. „Der Arme musste heute morgen schon raus, irgend ein Essen mit seiner Mam“, klärt mich Max auf. Ich bemerke erst jetzt, dass ich auch Hunger habe. Im Kühlschrank finde ich nur die paar Bier, die wir gestern vergessen haben auch noch zur trinken. Ansonsten ist nicht viel da. Leon sagt, dass bei ihnen jeder so einkaufe, wie es eben passe. Keiner weiß genau was wer ausgibt. „Aber solang sich niemand benachteiligt fühlt geht das.“ Mit kochen sei es ähnlich. Einer koche immer für alle drei. „Im Idealfall bin das aber nicht ich, die anderen haben auf jeden Fall mehr Skills“, scherzt Leon.

Auf die Frage, ob ihnen an ihrer Wohnung wirklich nichts auf die Nerven geht, bekomme ich von Max nur eine unseriöse Antwort: „Mir ist es hier grade ein wenig zu sauber“ Mindestens einmal im Monat wird in der Elsa gefeiert. Da gewöhnt man sich wohl an solche Morgen wie heute. „Aber so eskaliert wie gestern ist es wirklich schon lang nicht mehr“, lacht Leon. In der Elsa wird überhaupt viel gelacht. Einen Kater kann man wohl doch weg lächeln.
Essen wird wohl nichts.
Auf dem Balkon Wir gehen raus auf Max' Balkon. Während die anderen eine Rauchen, genieße ich den Ausblick über Mainz. Das Hochhaus, in dem die drei wohnen, ist das mit Abstand größte in der Umgebung. „Wir fühlen uns auf jeden Fall sauwohl hier“, fasst es Leon zusammen. Dieses Gefühl habe ich auch. Ich frage Max, ob er die Elsa in drei Worten zusammenfassen kann. Die Antwort: „Boah schwierig Alter...“ Viel besser hätte ich es nicht tun können. Ich muss mich fertig machen. Mein Porträt muss bis mindestens morgen warten. Ich kann die Erschöpfung wohl nicht so einfach weg lächeln, wie die drei Jungs aus der Elsa.

Einen Gameboy auf dem Klo brauche ich auch noch.
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